Proviant-Eisen-Museum

Das ehemalige Heimatmuseum wurde 1998/99 von Mag. Ulrike Preuler mit Hilfe ihrer Eltern und anderer Helfer zum Proviant-Eisen-Museum umgestaltet und im Jahre 2000 eröffnet. Wie der Name schon sagt, hat das Museum den Handel mit Eisen und Proviant zum Thema.
Das Museum ist nach dem Prinzip „zu ebener Erde und im 1. Stock“ aufgebaut. Im Erdgeschoß wird die typische Rauchkuchl eines einfachen Bauernhauses gezeigt und das Leben der „einfachen“ Leute, der Bauern und Handwerker gezeigt. Im ersten Stock wird der obere Teil der Gesellschaftspyramide dargestellt, die adelige Grundherrschaft, das Leben der Hammerherren (= „schwarze Grafen“) und der gesellschaftliche Überbau (Religion und Gerichtsbarkeit).
Das Gebiet zwischen Ybbs und Großer Erlauf bezeichnet man landläufig als „Eisenwurzen“. Darunter versteht man einen Landstrich, dessen dominierender Wirtschaftszweig der Handel mit Eisen von steirischen Erzberg, dessen Verarbeitung und die Verproviantierung der tausenden Kumpel und Schmiede in Innerberg (= Eisenerz) war. Die Eisenwirtschaft gliederte sich in vier Teilbereiche, nämlich erstens die Radwerke, die das Roherz in Schmelzöfen zu Rauheisen und zweitens die Hammerwerke, die das Rauheisen zu „geschlagenem Zeug“ verarbeiteten. Dazu kamen drittens die Händler, die die verschiedenen Eisenprodukte vermarkteten und viertens die Proviantlieferanten, die die Gegend um den Erzberg mit Lebensmitteln versorgten.

Nachdem es mit der Erfindung des Schwarzpulvers möglich war, Felsen zu sprengen und Straßendurchlässe zu schaffen, bauten Scheibbs, Purgstall und Gresten um 1560 die „Drei Märkte Straße“. Die Peutenburger Enge, durch die sich der Gamingbach zwängt, wurde erweitert. Die Zufahrt von Gresten mündete (wie heute) zwischen Gaming und Kienberg in die 3 Märkte-Straße, die über Lunz, Göstling und die Mendling nach Innerberg (= Eisenerz ) führte. Damit wurde der Weg über die Pockau, den Buchberg und Reinsberg ersetzt.

1575 wurden Scheibbs, Purgstall und Gresten als Widmungsbezirke für die Proviantversorgung von Innerberg (= Eisenerz) bestimmt. Schmalz und Getreide sollten ausschließlich der Versorgung von Innerberg zugutekommen. Für das Ausseer Salzbergwerk war jedoch der Lebensmitteleinkauf im Widmungsbezirk weiterhin erlaubt, auch das Kupferbergwerk in der Radmer bezog von hier Lebensmittel.

In den drei Märkten bildete sich nach und nach eine privilegierte Gruppe von Eisen-und Provianthändlern heraus (in Gresten waren es 12). Ihnen stand das Recht zu, Innerberg mit Lebensmitteln zu versorgen und dafür im Tauschhandel das sogenannte Abfalleisen zu beziehen (Die qualitativ besseren Sorten standen Steyr und Waidhofen /Ybbs u.a. für die Waffenerzeugung zu.).

Dieses enge Regulierungssystem wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts im Zuge der 1. Industriellen Revolution (Dampfmaschine), dem Erstarken der Befürworter des freien Spiels der Marktkräfte (Kapitalismus) und des Freihandels (Fall der Maut- und Zollgrenzen) gesprengt. Schließlich wurde das ganz System aufgehoben. Das bedeutete das Ende des Status der Proviant- und Eisenhändler und damit das Ende ihres wirtschaftlichen Wohlstandes.

Einige Schmieden und Herrenhäuser blieben erhalten und zeugen an der NÖ EISENSTRASSE von der Glanzzeit der „Eisenwurzen“ vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.