FRANZ ALT SIEDLUNG
Unter der Ära des Bürgermeisters Wilhelm Sigmund (1945-1975 im Amt), dessen Ziel es war Gresten als „Vorzeige-Gemeinde“ zu positionieren, wurde 1962 die Parzellierung der „Franz-Alt-Siedlung“ mit über 80 Baugrundstücken genehmigt. Die 1966-68 errichtete Siedlung wurde nach den Plänen und unter der Leitung von Architekt Franz Zajicek erbaut, der zahlreiche weitere Bauprojekte in Gresten verwirklichte (Theodor-Körner Siedlung, Kino, Sauna, Voralpenbad, Rathaus-Umbau, Kindergarten, Postgebäude, Hauptschule usw.). Franz Zajicek wurde 1912 in Wien geboren und war Schüler von Oskar Strnad an der Akademie für Kunst und Wissenschaft.Die Fassadenmalereien stammen von Prof. Walter Harnisch. Walter Harnisch wurde 1906 in Wien geboren. Er erhielt seine Ausbildung 1923-1928 an der Wiener Kunstgewerbeschule unter Alfred Roller, Anton Hanak, Franz Cizek und Berthold Löffler. Er entwarf Ausstellungsbauten sowie Plakate und Prospekte. Um 1954/55 gründete er ein eigenes Werbeatelier. In Gresten schuf er außerdem die Wandmalereien im Foyer des Kinos und im Buffet des Freibades sowie die Fassadenmalereien an der Sauna, am Kindergarten und an der Volksschule.
Nach der Fertigstellung der Franz-Alt-Siedlung richteten viele prominente Wiener aus den Bereichen Kunst und Politik hier ihren Zweitwohnsitz ein, z.B.: Innenminister Josef Afritsch, Außenminister Dr. Peter Jankowitsch, Wissenschaftsministerin Dr. Herta Firnberg, der Schauspieler Hugo Gottschlich, der Wiener Polizeipräsident Josef Holaubek und Vizekanzler DDr. Bruno Pittermann.
Die Malerfamilie Alt
Jakob Alt
Jakob, der Vater der Malerfamilie Alt, war mit der Grestnerin Anna Schaller verheiratet. Ihr Vater Anton Schaller war Fleischhauermeister und übernahm zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Kellermeister die herrschaftliche Taverne in Ybbsbach, die Schloßtaverne.
Jakob und Anna hatten sieben Kinder, darunter die beiden späteren Maler Rudolf und Franz.
Jakob (1789 Frankfurt - 1872 Wien) kam 1810 nach Wien und nahm Unterricht an der Akademie der bildenden Künste, er malte Landschaften und Veduten, zunächst in der Umgebung von Wien, später bereiste er die Donau, die Alpen und Oberitalien. 1811 heiratete er Anna, das Paar lebte in Wien. Im selben Jahr besuchten sie die Schwiegereltern in Gresten und Jakob fertigte ein Aquarell von Ybbsbach an.
Ab 1833 unternahm er im Auftrag Kaiser Ferdinands Studienreisen in das gesamte Gebiet der Monarchie. 1835 begleitete ihn sein Sohn Rudolf auf einer Reise durch Italien. 1836 entstanden die 4 Bände „Malerische Donaureise vom Ursprung bis Belgrad nach der Natur gezeichnet“. Um den Wirren der Oktoberrevolution 1848 zu entkommen, flüchtete Jakob mit seiner Familie nach Gresten. Die ersten Blätter seines Herbariums, mit dem er 1848 begann und das am Ende 360 Blätter umfasste, entstanden damals in Gresten und zeigen Vertreter der Flora des Erlauftals. Spätere Blätter zeigen Pflanzen in und um Wien, weshalb das Herbarium unter dem Namen „Wiener Flora“ geführt wird. Allem Anschein nach ist das Herbarium nicht als Auftragswerk entstanden, sondern dem persönlichem Interesse Jakob Alts an der Botanik geschuldet. Bis zur Nachlassversteigerung von Franz Alt im Jahre 1920 verblieb das Herbarium im Besitz der Familie Alt. Im Jahr 1960 fand im Schloß Stiebar eine Ausstellung zu Jakob Alt mit seinen Blättern des Herbariums statt.
Jakob Alt schuf im Jahr 1855 gemeinsam mit seinem Sohn Rudolf das Ansichtenwerk „Grätz, nach der Natur gezeichnet und lithographiert“. Neben umfangreichen Auftragswerken schuf er auch zahlreiche Einzelwerke wie Zeichnungen, Aquarelle, Portraits und Gemälde. Jakob Alt bemühte sich um eine sehr gegenständliche Wiedergabe des Gesehenen, eine Kunst, die im Gegensatz zu jener seiner Söhne, dem Malerischen wenig Spielraum lässt. Das Werk von Franz und Rudolf löst sich aus dieser strengen Auffassung des Vaters und führt zu einem freien malerischen Vortrag.
Franz Alt
Franz Alt (1821 Wien - 1914 Wien) war in künstlerischer Hinsicht Schüler seines Vaters, er studierte ab 1836 in der Malschule zu St. Anna in Wien, wo er sich vor allem mit figuralen Studien befasste. Um 1844 war seine Schulausbildung im Wesentlichen abgeschlossen. Sogleich unternahm er seine erste Studienreise nach Tirol und Oberitalien, wo seine charakteristischen Ansichten alter malerischer Gebäude entstanden. Im Jahr 1848, als die Familie Alt vor den stürmischen Ereignissen in Wien nach Gresten geflohen war, dürfte Franz näheren Kontakt zur Schlossherrin Josefine von Knorr geknüpft haben.
Als „Stiebar´scher Hofmaler“, bekam er in der Schlossverwaltung eine Sommerwohnung und gab dort Mal- und Zeichenunterricht. In über 100 Aquarellen, deren Entstehungszeit sich über sechs Jahrzehnte verteilt, hat er die malerische Schönheit der Landschaft und das gesellige Leben im Schloss festgehalten.
Franz unternahm zahlreiche Reisen quer durch Europa, nach Deutschland, in die Schweiz, nach Frankreich, Holland, Belgien, England, Italien sowie nach Moskau und St. Petersburg. Er bewegte sich in herrschaftlichen Kreisen, wurde von Graf Esterhazy unterstützt und bereiste als Begleiter Erzherzog Ludwig Viktors Portugal und Spanien.
1873 erhielt Kaiser Franz Joseph ein von Franz Alt gezeichnetes Album mit 12 Wiener Ansichten zum Geschenk, zur Wiener Weltausstellung wurden seine Aquarelle mit der „Medaille für Kunst“ ausgezeichnet.
Franz Alt kehrte nach seinen Reisen immer wieder gerne nach Gresten zurück. 1901 feierte er im Kreise der Familie Knorr seinen 80. Geburtstag und noch im Jahr 1907, als sein Bruder Rudolf schon 2 Jahre tot war, malte er ein Aquarell des Schlosses Stiebar. Vereinsamt und taub starb Franz Alt im Alter von 93 Jahren. Von seiner Hand stammen etwa 3000 Werke, es dominieren Landschaftsdarstellungen, Stadtansichten und Interieurs. Charakteristisch ist seine lasierende Malweise, helle Farben mit zarten Kontrasten kennzeichnen seine Malweise. Minutiöse Detailtreue und eine heitere lyrische Einstellung bleiben auch in den größer angelegten Veduten erhalten. Franz und sein Bruder konkurrierten miteinander. Im Gegensatz zu Rudolf - dem kräftigen, volkstümlichen, in der Ursprünglichkeit des Lebens tief Verwurzeltem - war Franz der feinsinnigere, elegantere, der sich mit zarten figuralen Staffagen und duftig hingesetzten Aquarelltönen anderen Sphären zuwandte. Franz Alt wurde 1906 zum Ehrenbürger von Gresten ernannt.
Im Sommer 1955 fand im Schloss Stiebar die „Gedächtnisausstellung Franz Alt“ mit Werken von Jakob und Rudolf Alt statt.
Rudolf von Alt
Trotz aller Konkurrenz, der Nachwelt blieb Rudolf von Alt (1812 Wien - 1905 Wien), der berühmteste Künstler der Familie, weit mehr im Gedächtnis als Franz. 1892 wurde Rudolf in den Ritterstand erhoben, der einzige „von Alt“ in der Familie. Auch Rudolf hat seinen Vater nach Gresten begleitet, dies beweist ein 1832 signiertes Aquarell von Gaming.
Er ist der bedeutendste Vertreter des österreichischen Vedutenaquarells, berühmt für seine Architektur und Landschaftsaquarelle. Er ist ein Meister sowohl in der subtilsten Kleinform, als auch in der großflächigen Wirkung.
In seinem Frühwerk behielt er die minutiöse, subtil graphische Art des Vaters bei. Erst später entwickelte er einen freien, großzügigen Stil, entfernte sich in Zeichnung und Farbe von der brav-koloristischen Schule seiner Vorgänger. Anfangs beschäftigte er sich auch mit Ölmalerei, der er später trotz ihres großen Einflusses auf seinen reifen Stil entsagte. Die Interieurs ließen ihn alle Möglichkeiten der Aquarellkunst entdecken und zu einer verfeinerten Technik führen.
Rudolf von Alt arbeitete stets ohne Reißbrett, zeichnete seine Perspektiven ohne Konstruktion aus dem Handgelenk. In seiner besten Zeit entwarf er die Aquarelle ohne Pinsel und vollendete sie ohne Deckfarbe, indem er die Lichter aussparte. Meist fing er auf seinem Blatt links oben zu malen an und hörte rechts unten auf.