Bahnhof Gresten


Die Lokalbahn Ober- Grafendorf – Gresten, bekannter unter dem umgangssprachlichen Namen KRUMPE, seltener auch als Grestner Bahn, war ursprünglich eine schmalspurige Eisenbahnstrecke mit einer Spurweite von 760mm (Bosnische Spurweite)

Während die Mariazellerbahn die Ebene des Pielachtales in einer langen Geraden durchfährt, verließ die Lokalbahn nach Gresten den Ober-Grafendorfer Bahnhof in einem Rechtsbogen nach Westen, um gleich darauf in einem steilen Gegenbogen eine die Ebene des Pielachtales begrenzende Geländestufe zu überwinden. Diese „krumme“ (im lokalen Dialekt „krumpe“) Linienführung brachte der Strecke ihren Namen ein.

Sie war eine Zweigstrecke der ebenfalls schmalspurigen Mariazellerbahn. Der Abschnitt von Wieselburg an der Erlauf bis Gresten wurde 1998 auf Normalspur umgebaut und dient dem Gütertransport. Der Abschnitt zwischen Wieselburg und Ruprechtshofen wurde im Februar 2000 stillgelegt, es folgte die Abschnitte Ruprechtshofen-Mank im Dezember 2002 und Mank – Ober-Grafendorf im Dezember 2010.


Zur Baugeschichte:
Unmittelbar nach der erfolgten Verlängerung der Bahn von Mank nach Ruprechtshofen wurde die Planung für den Weiterbau nach Gresten aufgenommen. Am 15. Juni 1908 wurde eine Vorkonzession für das Projekt erteilt, die Bauverhandlungen waren bis November 1909 abgeschlossen, die Erteilung der Konzession und der Baubewilligungen verzögerte sich jedoch bis März 1913.

Im selben Monat wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Für den Oberbau war gebrauchtes Gleismaterial der normalspurigen Stammersdorfer Lokalbahn vorgesehen. Nach Ausbruch des I. Weltkrieges im Juni 1914 kam der dort geplante Schienentausch nicht mehr zustande. Da auch anderes Gleismaterial nicht zur Verfügung stand, wurden die Arbeiten an der Schmalspurbahn nach weitgehender Fertigstellung des Unterbaus und der Brücken am 20. August 1914 eingestellt.

Nach Kriegsende im November 1918 unterblieb die Fertigstellung der Bahn aus finanziellen Gründen, bereits vorhandenes Material wie ein Fußgängersteg und Signale aus dem Bahnhof Wieselburg wurden sogar abgebaut und anderswo eingesetzt. Am 3. Oktober 1924 wurde letztendlich die Konzession zurückgezogen.

Mit der Übernahme der Niederösterreichischen Landesbahnen durch die Bundesbahnen ging auch die unvollendete Lokalbahn in deren Besitz über. Bemühungen, den Bau wieder aufzunehmen waren mit der Sicherstellung der Finanzierung Ende 1925 von Erfolg gekrönt. Am 15. April 1925 wurde die Konzession für die offiziell als „Lokalbahn Ruprechtshofen – Gresten“ bezeichnete Strecke neu erteilt. Am 29. Juni 1927 wurde sie in Anwesenheit von Bundespräesident Michael Hainisch als erster Eisenbahnneubau der jungen Republik Österreich eröffnet und am darauffolgenden Tag dem allgemeinen Verkehr übergeben. Damit war das von Sankt Pölten ausgehende Schmalspurnetz mit seiner maximalen Länge von 153,9 km fertiggestellt. Weitere Ausbaustufen, etwa eine Verbindung nach Kienberg zur Bergstrecke nach Lunz und eine Verbindung nach Ybbsitz zum Anschluss zur Ybbstalbahn kamen nicht mehr zustande.

Nach 1945 folgte der Behebung der Kriegsschäden der sukzessive Umstieg von Dampf- auf Dieselantrieb. Dieser Umbau wurde erst Anfang der 1960-er Jahre abgeschlossen. Die nächsten 2 Jahrzehnte waren stark vom Verlust von Fahrgästen infolge der allgemeinen Motorisierung und dem damit verbundenen Trend zur Einstellung von Nebenbahnen geprägt. Ab März 1990 wurde der Personenverkehr zwischen Wieselburg und Gresten mit Autobussen als Schienenersatzverkehr geführt. Mit 31. Mai 1992 wurde der Personenverkehr komplett eingestellt.

Da dieser Streckenabschnitt durch die Rohmaterialanlieferung für den Großbetrieb WELSER, der sich ab 1970 in Gresten angesiedelt hatte, vollständig ausgelastet war und die Schmalspur einer Kapazitätserweiterung im Wege stand, wurde die Strecke Wieselburg – Gresten 1998 auf Normalspur umgebaut. Seither können die jährlich mehr als 200 000t Stahlblech von der VOEST in Linz direkt ins Kaltprofilierwerk nach Gresten transportiert werden.